Paul Glen: Leading Geeks

Paul Glen´s „Leading Geeks“ ist ein preisgekrönter Management-Ratgeber von 2003, der sich damit beschäftigt, wie man so genannte “Geeks” (a.k.a. nerds, computer jockeys, knowledge workers) führen kann, also Menschen die Technologie designen, bauen, testen installieren und den Support vom großen Mainframe bis hin zum privaten Desktop leisten. Er hat bis heute nichts an Aktualität eingebüßt.

Wieso das überhaupt ein Thema sein soll, ist die Frage. Klar sind Firmen in einer wissensgetriebenen Ökonomie übermäßig von der Leistung ihres technischen Personals abhängig. Vorgesetzte sind immer mehr erfolgsabhängig von Technologie und den Geeks, die sie liefern. Das Buch führt in die Denkweisen von Geeks ein und zeigt, wie man Technologie und menschliches Handeln integriert. Was aber an der Denkweise und Führung dieser Personen soll überhaupt anders sein? Warum sollten diese Menschen eine Sonderbehandlung brauchen? Warum sollen nicht gleiche Führungsprinzipien für alle gelten?

Wichtige Fragen. Paul Glen sagt dazu: Geeks sind notorisch schwer zu managen und zu führen. Die Inhalte ihrer Arbeit sind intransparent. Sie stellen unersätliche Ansprüche, und ihre Arbeitsergebnisse kommen immer mit Verspätung. Und – was Vorgesetzte wohl am meisten frustriert – gegenüber traditionellen Führungstechniken sind sie vollkommen resistent.

Die meisten Führungsbücher haben darauf keine Antwort. Die meisten Autoren zu Führungsfragen tun so, als sei eine Museumsführung für Erstklässler das Gleiche wie die Führung eines Kriegs. Mit pauschalen Aussagen kommt man aber nicht weiter, ohne bei konkreten Arbeitsbedingungen der Menschen anzuknüpfen. Deshalb hat Paul Glen – selbst ein ehemaliger Geek, einen Ratgeber dazu verfasst. Anders als die meisten Autoren, die entweder aus betriebswirtschaftlicher oder psychologischer Perpektive schreiben, nimmt Glen die komplizierten, technisch wie intellektuell anspruchsvollen Arbeitsbedingungen zum Ausgangspunkt. Geek-Arbeit, argumentiert er, unterscheidet sich prinzipiell von anderen Formen der Arbeit und deshalb müsse man auch anders führen. Als langjähriger IT-Berater, der ähnlichen Themen wie Glen gearbeitet hat, kann ich das nur unterschreiben. Ich habe oft genug erlebt, wie den Führungsetagen von Unternehmen Entscheidungen getroffen, Termine geplant und Aufgaben verteilt wurden, bei denen jeder Geek und Nerd eigentlich nur davonlaufen konnte.

Beispielsweise sind Vorschriften und Machtworte immer noch die beliebtesten Führungsintrumente. Das perlt an Geeks aber ab wie an einer Teflonpfanne. Dabei sind sie keineswegs aufsässig, es kümmert sie einfach nicht. Warum? Sie wissen, wenn etwas nicht funktionieren wird. Sie liefern ihren Wert eher gedanklich als durch die Tat, und sie erwarten sachlich-logische Begründungen. Denn sie wissen, daß ihr Sozialverhalten kaum einen Einfluß darauf hat, ob etwas funktioniert. Ihre Produktivität basiert auf Wissen und nicht Smalltalk, denken sie. Und so laufen Führungstheorien, die auf politischer, organisatorischer oder psychologischer Verhaltenssteuerung beruhen, einfach ins Leere.

Solche Beobachtungen und Ideen, wie man es besser machen kann, liefert Glens Ansatz. Es geht nicht darum, wie man programmiert Hardware zusammenbaut, oder Software, Datenbanken und Benutzeroberflächen gestaltet, nicht einmal wie man Projekte managt. Es geht um Menschenführung.

Das Buch ist Ratgeber für alle, die in Technologieprojekten führen, managen, supervidieren oder investieren. Der Erfahrungshintergrund des Autors ist zwar die IT, aber seine Hinweise lassen sich auf alle Bereiche übertragen, in denen hochspezialisierte Technik und Wissenschaft die Arbeit dominiert (wie z.B. Biotech, Pharma oder Forschungseinrichtungen) , vielleicht sogar alle wissensintensiven Arbeitsumfelder wie Werbung, Consulting, Recht oder Ingenieurwesen.

Ich arbeite seit einiger Zeit erfolgreich in Projekten nach Glens Ansatz und kann das Buch nur weiterempfehlen. Leider ist es nur auf englisch erhältlich. Für alle, die daran interessiert sind biete ich aber einen Workshop dazu an, den Sie buchen können. Er basiert auf Glens Kerngedanken, ergänzt durch eigene Ideen und einen Übungs- und Reflexionsteil. Sie können mich für einen Termin buchen. Einige Folien aus dem Impulsvortrag dazu finden Sie im Downloadbereich.

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