Sage Nein ohne Skrupel: Ratgeber gegen Manipulation
Manipulatives Verhalten ist allgegenwärtig in unserer Gesellschaft. Auf manipulative Menschen zu reagieren, die Selbstachtung zu wahren und dennoch Kompromisse zu erzielen, das ist beileibe kein kleines Ziel.
Das Buch „Sag Nein ohne Skrupel“ ist ein Ratgeber von Dr. Manuel Smith zu diesem Thema. Dr. Smith ist klinischer Psychologe und Professor für Psychologie in Kalifornien. Seine Schwerpunkte sind Lern- und Sozialpsychologie, er hat sich besonders mit den verschiedenen Formen der Manipulation befasst und zahlreiche Publikationen zu seinem Forschungsgebiet veröffentlicht.
Das Taschenbuch ist auf deutsch schon in der 12. Auflage erschienen. Auf 331 Seiten in 11 Kapiteln erklärt Smith anhand von Beispiel-Dialogen und Geschichten aus seinem Erfahrungsschatz, wie man sich selbstbewusst gegenüber manipulativen Menschen verhält, ohne selbst manipulativ zu agieren. Das Buch ist im Ratgeberstil geschrieben und überfordert seine Leserinnen und Leser nicht mit psychologischer Theorie.

Ein wenig Theorie muss offenbar dennoch sein, um das Problem zu umreissen: Unsicher agierende Menschen erleben meist, daß die eigenen Wünsche auf der Strecke bleiben, ohne daß sie erkennen wie ihnen geschieht. Unsicheres soziales Verhalten im Alltag sei – so die Grundaussage des Autors – unreflektiert in den Erwachsenen-Alltag übertragenes kindliches Verhalten, das vor allem auf manipulativen Erziehungsstil der Eltern verursacht sei. In der Kindheit erlernte Gefühls- und Verhaltensmuster machten unsichere Menschen zum idealen Opfer für Manipulationen von Menschen, die sich ebenso manipulativ gegen sie durchzusetzen versuchen wie früher die Eltern. Indem sie gezielt auf der Gefühlsklaviatur unsicherer Menschen spielen, gelingt es ihnen, deren Angst, Schuld- und Schamgefühle auszunutzen, um eigene Ziele durchzusetzen. Im Effekt entsteht dann so etwas wie Fremdsteuerung, ohne daß Betroffenen (Tätern wie Opfern) bewusst wird, wie es funktioniert.
Dieser Erklärungsansatz ist für meinen Geschmack zwar etwas plakativ, zeichnet sich jedoch durch Pragmatismus aus. Smith gebraucht ihn, um seinen Leserinnen und Lesern sieben einfache verbale Werkzeuge und Taktiken nahezubringen, die helfen sollen, ihre eigenen Wünsche durchzusetzen. Es ist also ein Verhaltensansatz, der darauf abzielt, sich gewissermassen zu immunisieren, indem man einige ganz konkrete Verhaltensweisen gegen Manipulation einübt.
Die Taktiken im Einzelnen (in Klammern meine eigene Paraphrasierung):
1. Schallplatte mit Sprung. (Mehrfaches Insistieren)
2. Vernebelungstaktik. (Verbale Ausweichtaktik)
3. Negative Selbstsicherheit. (sich zu Fehlern bekennen)
4. Freie Information. (Harmloser Smalltalk)
5. Selbstenthüllung. (Selbstoffenbarung vgl.: von Thun)
6. Negative Befragung. (Einladen zur Kritik )
7. Praktikabler Kompromiss. (Einladung zur Versachlichung)
In meinen Trainings zu diesem Thema gehe ich ausführlicher auf diese Taktiken ein.
Manuel Smith behauptet, daß seine Methode zu fast 100% funktioniert. Zieht man davon den branchenüblichen Anteil an Marketing-Übertreibungen ab, dann bleibt ein sehr praktikabler Ansatz für alltägliche Konfliktsituationen. Der Vorteil ist, daß alles leicht umsetzbar ist und daß man immer wieder zurückgreifen kann – ohne teure Seminare und langwierige Therapien. Wenn Sie diesen Blogbeitrag gelesen und verstanden haben, werden Sie auch das Buch verstehen und anwenden können. In jedem Fall eignet es sich, vorhersehbare Konfliktsituationen durchzuspielen und vorab zu bestimmen, welche Gesprächstaktik man einschlägt. Ich selbst habe es mehrfach anwendet – bei Verhandlungen mit dem Finanzamt, mit nervigen Kunden und Lieferanten, und es hat funktioniert.
Ein Einschränkung ist notwendig: Für wirklich bedrohliche Konflikte halte ich den Ansatz eher für ungeeignet. Da empfiehlt es sich, gezielt mit einer kompetenten Vertrauensperson oder professioneller Hilfe zu arbeiten. Einen Gegner zum Einlenken und zur Kooperation zu bewegen, wenn dieser auf Krawall gebürstet ist, sich paranoid verhält und eine Eskalation droht? Schwierig. In solchen Situation lässt der Ansatz von Smith im Stich. Das ist allerdings auch gar nicht sein Anspruch. Seine Spektrum sind vor allem auf Alltags-Konflikte, wie z.B eine Kundenreklamation oder einem familiären Alltags-Streit, solche der eher harmlosen Art, in die man häufig unvorbereitet hineingerät und den Kürzeren zieht.
Probieren Sie es doch einfach aus, wenn Sie das nächste Mal wissen, daß Sie auf eine manipulative Person treffen werden! Schreiben mir einen Kommentar, wie die Techniken gewirkt haben. Man braucht meiner Erfahrung nach nur etwas gesunden Menschenverstand und den Willen zur Umsetzung, und nach einer Weile tragen die eingeübten Verhaltensweisen auch ganz ohne Vorbereitung zur Versachlichung bei.
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